Freitag, 18. Oktober 2013

"One Flew Over The Cuckoo’s Nest" [US '75 | Miloš Forman]

Farblos. Weil Weiß keine Farbe ist. Leute mit Komplexen im aseptisch-kühlen Anstalt-Komplex. Spinner, Verwirrte, verzerrte Gestalten in Möbius-Schleifchen. Und die Tagespläne werden in Monotonie ertränkt, die Sitzungen drehen sich und drehen sich und drehen sich – im Kreis. Ihr Reich. Der Seelenklempner als isolierter Monarch im angestaubten Aktenturm, das durchtriebene Schwesterchen als pedantischer Drachen mit dem tödlichen Blick. Und Orang-Utan-Clowns im Schergen-Kostüm. Es sind diktatorische Zustände im schlichten Blütenweiß: Aufstände gegen die bestehende Herrschaftsklasse werden gewaltsam niedergeschlagen, aus der Reihe Tänzelnde wieder gerade gerückt, sexuelle Erfahrungen unverzüglich geläutert. Bis der widerspenstige Revoluzzer die Theaterbühne betritt, denn nichts anderes ist „One Flew Over The Cuckoo’s Nest“ - abgefilmtes Theater, blankes Dialogkino ohne Verzierungen, ohne filmästhetische Reize, fragmentarisch und etwas inkohärent. Ein Film gegen das Vergessen, für am Rande positionierte und dafür sich ihnen auf Augenhöhe anzunehmen, sich seiner eigenen Verantwortung gegenüber ganzer Existenzen bewusst zu sein. Dafür sie mit dieser Welt zu konfrontieren, statt sie als Teil des Problems einfach auszublenden. Und vielleicht auch dafür mal wieder mit ihnen Angeln zu gehen, sich mit ihnen zu besaufen und Lösungsansätze über pharmazeutische Müdemacher hinausgehen zu lassen. Perspektiven aufzeigen und Suizid nicht zur Option geraten lassen – hehre Ansprüche. Ein unglaublich reicher, vielsagender Film, ein großer Spaß voller kluger Szenen und verrückter Typen.

Is that crazy enough for ya'? Want me to take a shit on the floor?“ 

7.5/10

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