Samstag, 26. April 2014

"Somewhere" [US '10 | Sofia Coppola]

Einsamkeit und Isolation erforscht Coppola wie schon in „Lost in Translation“ - welcher wohl auch als thematischer Anknüpfungspunkt gedient haben dürfte – in langen, sinnvollen Einstellungen, die entweder symbolisch aufgeladen werden oder einfach nur Raum für eigene Gedanken bieten. Grund sich den selben Themenkomplexen, mitsamt eines wie üblich äußerst einfältigen Entwurfs des äußeren Medienzirkus, trotzdem erneut zu widmen, sind zum einen ein angenehm in sich gekehrter Stephen Dorff, sowie die wunderbare Elle Fanning, welche nach ihrer starken „Super 8“-Darbietung nun wohl auch problemlos Schwester Dakota an die Wand spielen dürfte. Und wie immer erübrigt Coppola viele Worte, verbleibt fortwährend bei ihren schweren Figuren und lässt stattdessen lieber den fantastischen Soundtrack sprechen (Strokes). Entschleunigte, derart reduzierte Geschichten zu erzählen, birgt immer das Risiko, die gegebene Distanz nicht zu überwinden - „Somewhere“ vermag diese Distanz aufzulösen, wenn man dazu gewillt ist. Denn Längen empfinden nur jene Menschen, deren Köpfe leer sind; weil sie nicht imstande sind Film als Projektionsfläche zu begreifen. Sie ertragen die Stille nicht. 

8/10

Freitag, 18. April 2014

"As Tears Go By" [HK '88 | Wong Kar Wai]

Wong Kar Wai's Wurzeln, sein erster Spielfilm: ein ausgiebiger Flirt mit dem einst von John Woo geprägten Heroic Bloodshed Kino Hongkong's, eine Tragödie im Genre-Korsett, eine Räuber-Pistole, in der es immer am besten mit den Fäusten knallt. So schnörkellos trug der heute vor allem für „anspruchsvolles Kunstkino“ bekannte Autorenfilmer nie wieder Geschichten vor. Vernebelte Seitengassen, in den Schein greller Neonlichter getaucht, bevölkert von wandelnden Klischees und verschwitzten Verlierer-Typen. In dunklen Ecken und zwielichtigen Lokalitäten spielen sich die großen, menschlichen Tragödien ab. Der Versuch außerhalb seines Genres, dem üblichen Ablaufplan solcher Filme irgendetwas zu erzählen, unternimmt Wong erst überhaupt nicht. Aufgebaut werden übliche, ganz der Genre-Konvention verschriebene Figurenkonstellationen (kleiner Bruder begibt sich immer wieder in Schwierigkeiten, großer Bruder darf sich anschließend als selbstloser Retter aufspielen), aus denen „As Tears Go By“ dann auch seine dramaturgischen Fäden spinnt. Die fortwährend präsenten Parallelen zu amerikanischen Filmproduktionen kommen dabei sogar irgendwie charmant rüber. Der tolle 80er-Jahre Synthi-Soundtrack pumpt unaufhörlich, im Hintergrund schmettert jemand die chinesische Version von „Take My Breath Away“ und die verbotene Liebschaft nippt kurz an einer Coca Cola-Flasche. Klar, irgendwo ist das schon einigermaßen cheesy, in Verbindung mit Wong's stilsicherer Regie und dem unwiderstehlich schmachtenden Darsteller-Gespann macht aber auch dieser nachgestellte Genre-Entwurf ganz gehörig Laune. 

6/10

Samstag, 12. April 2014

"Walkabout" [AU '71 | Nicolas Roeg]

Die assoziative Bildmontage und experimentelle Tongestaltung fallen bei „Walkabout“ ganz besonders auf. Die Figuren dagegen sind – obwohl nicht unsympathisch – doch arg vage und zu unnahbar, als dass man eine wirkliche Bindung zu ihnen herstellen könnte, ebenso die behandelten Themenkomplexe um Reifeprüfung und Kommunikationsbarrieren, Kulturclash und Zivilisationskritik.

Einige der handwerklichen Feinheiten und filmischen Motive Roeg's kann man darüber hinaus auch im zwei Jahre darauf folgenden „Don't Look Now“ ausmachen, z.B. die sprunghafte Montage einer anfänglichen, alles in Gang setzenden Katastrophe, die Roeg im späteren Verlauf des Filmes immer wieder als eine Art Leitmotiv aufgreift oder grotesk variiert (die Leiche erhebt sich kurz). Weitere exzellente Bildkompositionen lassen sich allerdings nur in seinem Debüt bestaunen; der Jagd auf ein Känguru im Outback etwa schneidet der britische Kameramann und Regisseur als Kontrast immer wieder Szenen aus einer gewöhnlichen Schlachterei gegen und stellt somit eine ganz konkrete Verbindung zwischen „schwarzem Wilden“ und „zivilisiertem Weißen“ her.

Es ist überhaupt spannend zu sehen, wie Roeg die Vorzüge eines zivilisierten Lebens immer wieder den zunächst Lebens-feindlichen, dann aber fast schon traumartig-schönen Zeiten in der australischen Wildnis gegenüberstellt ohne viele Worte dabei zu verlieren oder befangen Partei zu ergreifen. Lediglich wenn zwei jagende Weißbrote wahllos Tiere erschießend durch die Pampa rasen und Roeg dies auch unmissverständlich in allzu platte Bilder überträgt, vergreift er sich etwas im Ton.

Die ernüchternde Auflösung seiner Geschichte begleitet dennoch weit über den Abspann hinaus. Roeg begreift Erwachsenwerden letztlich immer auch als Verlust, eine Form des Loslassens von unseren Träumen und lässt offen, ob wir jemals imstande sein werden unsere kulturellen Differenzen nachhaltig zu überwinden; zumindest nicht, solange wir weiter an unseren Eitelkeiten festhalten. Wir müssen aufhören alles und jeden unterwerfen zu wollen und wir müssen uns entscheiden. Erst dann kommen wir womöglich in den Genuss wahre Freiheit erfahren zu dürfen, denn ewige Sehnsucht nach Gespenstern darf einfach keine Alternative sein. 

7/10

Sonntag, 6. April 2014

"The Mask" [US '94 | Chuck Russell]

Genau so wie ich ihn in Erinnerung hatte: Diaz steht in ihrer ersten Kinorolle voll im Saft, Carrey spielt völlig enthemmt und jenseits aller Konventionen auf und die Sprüche sind für die Ewigkeit. Eine Comic-Adaption, die keinen Hehl daraus macht, dass sie überhaupt nicht viel zu erzählen hat. Das ist Klamauk, der immer die große Bühne, die lächerliche Pose sucht und sich anschickt den Swing wiederaufleben zu lassen. Phantastisch, fantastisch und unfassbar kurzweilig. Die dosiert eingestreuten Musical-Einlagen veredeln diese sexy Sause zusätzlich. „The Mask“ funktioniert darüber hinaus auch deswegen, weil Peter Greene keine Anstalten macht, seine Rolle trotz aller humoristischen Überhöhung bis zum bitteren Ende (Klospülung) mit dem notwendigen Ernst zu interpretieren und gerade dadurch für den nötigen Ausgleich sorgt. Kino, dessen einziges Credo der Spaß ist. Spaß am wilden Fabulieren, Spaß am Humor und vor allem an seiner hirnverbrannten Prämisse. Und dennoch vergreift sich sich dieser sensationelle Blödsinn sensationellerweise äußerst selten im Ton. Ein Film mit Verve, Swing und Samba-tanzenden Ordnungshütern und deshalb natürlich jedem zu empfehlen, der auf gute Filme steht. 

8/10

Mittwoch, 2. April 2014

Zuletzt gesehen: März 2014

"Schwerkraft" [DE '09 | Maximilian Erlenwein] - 6/10

"Non-Stop" [FR, US '13 | Jaume Collet-Serra] - 4/10

"A Long Way Down" [UK '14 | Pascal Chaumeil] - 4/10

"Der fantastische Mr. Fox" [UK, US '09 | Wes Anderson] - 6/10

"Der Mann, der Yngve liebte" [NO '08 | Stian Kristiansen] - 7/10

"Mad Max III - Jenseits der Donnerkuppel" [AU '85 | George Miller] - 6/10

"Die Verachtung" [FR, IT '63 | Jean-Luc Godard] - 6/10

"Im Auftrag des Teufels" [US '97 | Taylor Hackford] - 5/10

"Tatort: Kopfgeld" [DE '14 | Christian Alvart] - 0/10

"Herzensbrecher" [CA '10 | Xavier Dolan] - 6/10

"Hotte im Paradies" [DE '03 | Dominik Graf] - 6/10

"Die Zeit die bleibt" [FR '05 | François Ozon] - 6/10

"Carrie" [US '76 | Brian De Palma] - 5/10

"Die Entführung der Alice Creed" [UK '09 | J. Blakeson] - 4/10

"Evangelion: 1.11 - You are (not) alone." [JP '07 | Hideaki Anno] - 7.5/10

"Evangelion: 2.22 - You can (not) advance" [JP '09 | Hideaki Anno] - 7/10

"Evangelion: 3.33 - You  can (not) redo." [JP '12 | Hideaki Anno] - 7/10

"Badlands" [US '73 | Terrence Malick] - 6/10

"The Act of Killing" [DK, UK, NO '12 | Joshua Oppenheimer] - 7.5/10

"Das gibt Ärger" [US '12 | McG] - 3/10

"Date Night" [US '10 | Shawn Levy] - 4/10

"Brick" [US '05 | Rian Johnson] - 6/10

"The Fountain" [US '06 | Darren Aronofksy] - 4/10

"Kora" [CN, TW '11 | Jiayi Du] - 5/10

Detektiv Conan-Filme:

"Der tickende Wolkenkratzer" [JP '97 | Kenji Kodama] - 5/10

"Das 14. Ziel" [JP '98 | Kenji Kodama] - 5.5/10

"Der Magier des letzten Jahrhunderts" [JP '99 | Kenji Kodama] - 7/10

"Der Killer in ihren Augen" [JP '00 | Kenji Kodama] - 5/10

"Countdown zum Himmel" [JP '01 | Kenji Kodama] - 5/10

"Das Phantom der Baker Street" [JP '02 | Kenji Kodama] - 7/10

"Die Kreuzung des Labyrinths" [JP '03 | Kenji Kodama] - 5.5/10

"Der Magier mit den Silberschwingen" [JP '04 | Yasuichiro Yamamoto] - 4/10

"Das Komplott über dem Ozean" [JP '05 | Yasuichiro Yamamoto] - 5.5/10