Samstag, 28. Juni 2014

"Neufeld, mitkommen!" [DE '14 | Tim Trageser]

Lupenreiner, Gebühren-finanzierter „Problemfilm“, der im Vorfeld eines Thementalks mit Jauch und Co. die entsprechenden Themenkomplexe als eine Art neu-medialer Stichwortgeber schon mal anständig durchpflügt. Die Anstrengung diesem Thema unbedingt gerecht zu werden, steht dabei allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. „Neufeld, mitkommen!“ schlägt zwar nicht eine solch fatalistische Wendung ein, wie es beim thematisch verwandten „Homevideo“ noch der Fall gewesen war, beschreitet in letzter Konsequenz jedoch ähnliche, Ohnmacht-verursachende Wege. Es scheint hierzulande sowieso nicht möglich, in solcherlei Filmen einen tonalen Mittelweg auszutarieren; also auf schmerzhafte Momente auch mal einen befreiten folgen zu lassen (so wie es das Leben manchmal eben auch tut). Und doch möchte man sich offenbar zumindest insofern verstanden wissen, als dass so etwas auch zu jeder Zeit in der eigenen Nachbarschaft passieren könnte. Schließlich suggerieren Handkameraschwenks und Homevideo-Ästhetik Nähe und erinnern ganz bewusst an das eigene Leben im bürgerlichen Mittelstand (Intro). Und überhaupt: Was ist von einem Film zu halten, der im Korsett einer Themenwoche entstehen muss; einem Film also, der aus Begrenzungen und kreativen Hemmnissen geboren wird, der nicht chiffrieren, andeuten, verpacken darf, sondern alles laut aussprechen, schließlich stünde alles andere einem intellektuellen Diskurs nur im Wege. Immerhin – und das ist angesichts etwaiger Produktionen, die einen solchen Sendeplatz sonst so verstopfen, schon viel wert – vermeidet man einfache Antworten auf schwierige Fragen und ist sichtlich darum bemüht, keine Facette dieses komplexen Themas auszusparen. Geht schlimmer, weil man Kunstfeindlichkeit und extremst schwankende Schauspieler-Leistungen ja sowieso schon längst gewohnt ist. 

3.5/10

Freitag, 20. Juni 2014

"Death Note" [JP '06 - '07 | Tsugumi Ōba]

Nichts, dass einem nicht ausformuliert vor den Latz geknallt oder kleinteilig durch-exerziert werden muss, um den Zuschauer anschließend auch ja in dem Glauben zurückzulassen, gerade etwas total komplexes gesehen zu haben. „Death Note“ erreicht in etwa die Komplexität einer guten „Detektiv Conan“-Episode. Eine Serie voll aufgeblasener Wichtigtuer und platter Figurentypen, denen ein haarsträubend blöder Dialog nach dem anderen in den Mund gelegt wird. Dabei ist die bis zu ihren Grenzen konstruierte Prämisse ganz sicher nicht ohne Reiz, die edlen Animationen gefällig und auch der Umstand, dass das zunächst moralisch gedeckt scheinende Ziel Kira's nach und nach in den Hintergrund tritt und man stattdessen vor allem den Zweikampf zweier eitler Narzissten zentriert, befeuert die Serie zu ihrem ersten Drittel zusätzlich. Spannend wird „Death Note“ nämlich immer dann, wenn er sich seinen clever verzwickten Figuren-Anordnungen widmet oder den Sadismus eines jugendlichen Massenmörders in exquisiten, für sich einzigartigen Montagen zelebriert, die die Serie gelegentlich wertiger erscheinen lässt, als sie tatsächlich ist. Zweifelsohne entwickelt die viel gefeierte Manga-Adaption eine gewisse, nicht zu unterschätzende Sogwirkung, die man bis auf wenige Ausnahmen auch über 37 Episoden halten kann. Der alles andere als deplatzierte Bruch nach der ersten, knappen Hälfte und damit die Kehrtwende zentraler Figuren bremst die Serie – nachdem sie zuvor mit direkten Konfrontationen und spannenden Zwiegesprächen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte – leider vor allem aus und räumt der Suche nach einem neuen Kira und dem damit verbundenen Handlungsstrang - welcher zudem eine ganze Reihe ebenso hastig installierter, wie wieder fallengelassener Figuren-Skizzen beinhaltete (Unternehmer) - viel zu viel Raum ein. Nervenkostüm-attackierende, blond-quietschig-herumbrabbelnde, sexistische Plastik-Puppen bleiben dabei leider nicht aus (Misa!). Überraschend ist dennoch wie routiniert und einfallslos „Death Note“ sein kluges, ganz und gar spannendes Thema nach 25 überdurchschnittlichen Folgen schließlich nach Hause fährt; mitsamt eines dekonstruierten Protagonisten, einer weiß-haarigen L-Kopie und einem Leichenberg. Gefällt trotzdem. 

6/10

Samstag, 14. Juni 2014

"Michael" [AT '11 | Markus Schleinzer]

Was für ein mutiger, zermürbender, ungemütlicher Bastard von Film. Selbst Haneke hätte kein größeres Arschloch sein können. Immer der Perspektive seines kaputten Protagonisten verschrieben, stets quälend distanziert und mit erschreckend gewöhnlichen Alltagsmotiven aufgeladen. Bereits der Titel ist provokant: „Michael“, der Name des Peinigers, nicht des jungen Opfers. Das Verbrechen ist hier längst zum Status quo geraten und der Missbrauch grausame Routine. Die bemerkenswerten Darsteller und die dokumentarische Objektivität der Bilder vermeiden es in irgendeiner Weise unterschwellig Partei zu ergreifen. Leise Hoffnung streut der Film dennoch, weil das Opfer das Verbrechen nach wie vor als solches begreift und die neue Ordnung in seiner kleinen, isolierten Welt nie vollends akzeptiert. Der junge Wolfgang versucht aus den bestehenden Umständen einer verqueren, unbeschreiblich grausamen Welt auszubrechen und sorgt somit zumindest für ein gewisses Pro-/Antagonist-Verhältnis. Ein Kind ergeben in den Händen seines Peinigers, hätte ich auch kaum ausgehalten, wenngleich es nicht weniger authentisch gewesen wäre. Ein solches Thema verdient solche Filme, auch wenn ich „Michael“ nie wieder sehen möchte. Den Zynismus, den Abspann mit einem ehemaligen Chartstürmer zu unterlegen, hätte man sich trotzdem sparen können. 

7/10

Sonntag, 1. Juni 2014

Zuletzt gesehen: Mai 2014

"Der Fluss war einst ein Mensch" [DE '11 | Jan Zabeil] - 6.5/10

"Blade II" [US '02 | Guillermo del Toro] - 4/10

"Ninja Scroll" [JP '93 | Yoshiaki Kawajiri] - 5/10

"Die Arier" [DE '14 | Mo Asumang] - 5/10

"Kaze no Tani no Naushika" [JP '84 | Hayao Miyazaki] - 6/10

"Oldboy" [KR '03 | Park Chan-wook] - 7/10

"The Canyons" [US '13 | Paul Schrader] - 2/10

"Cashback" [UK '06 | Sean Ellis] - 3/10

"Haywire" [US '11 | Steven Soderbergh] - 4/10

"Holy Smoke" [AU, US '99 | Jane Campion] - 6/10

"The Fan" [US '96 | Tony Scott] - 5/10

"Bitter Moon" [FR, UK '92 | Roman Polanski] - 7/10

"Das Schloss im Himmel" [JP '86 | Hayao Miyazaki] - 5.5/10

"Vergiss mein nicht" [DE '12 | David Sieveking] - 7.5/10

"Halt auf freier Strecke" [DE '11 | Andreas Dresen] - 5/10

"Mud" [US '12 | Jeff Nichols] - 6.5/10

"21 Jump Street" [US '12 | Chris Miller & Phil Lord] - 5/10

"Marie Antionette" [US '06 | Sofia Coppola] - 6/10

"Mein Bruder Kain" [US '92 | Brian de Palma] - 5/10

"Meine teuflischen Nachbarn" [US '89 | Joe Dante] - 3/10

"Funny Games" [AT '97 | Michael Haneke] - 4/10

"The Bling Ring" [US '13 | Sofia Coppola] - 4/10

"Die Haut, in der ich wohne" [ES '11 | Pedro Almodóvar] - 5/10

"Nothing Personal" [IE, NL '09 | Urszula Antoniak] - 7/10

"The Woodsman" [US '04 | Nicole Kassell] - 6/10

"Basic Instinct" [US '92 | Paul Verhoeven] - 6/10