Samstag, 12. März 2016

"Hollow Man" [US '00 | Paul Verhoeven]

Wunderbarer Quatschfilm! Shue, Brolin und Co knacken genetische Codes wie Videospiele. Und Bacon hat das perfekte Arschlochgesicht für den unsichtbaren Triebtäter und unprofessionellsten Wissenschaftler der Welt. Wichtig für "Hollow Man" ist Verhoeven's elegante Regie mit genügend inszenatorischem Witz und die stimmungsvolle Musik Jerry Goldsmiths. Sie schenken dem Film Atmosphäre und Klasse. Zudem dringt Verhoeven bei seinem Gedankenexperiment selbstbewusst in jene ambivalent zu rezipierenden Bereiche vor, die sich bei der Prämisse sowieso jeder schon einmal überlegt hat. Das Ausleben der Allmacht durch sexuelle Übergriffe im Angesicht überschaubarer Konsequenzen nimmt deshalb auch eine zentrale Position in der Geschichte ein, die sich ansonsten ganz und gar Bacon und seiner süffisanten Rolle widmet, die kaum einschätzbar zwischen charmant-witzelnd und angestauten Allmachtsphantasien erliegend schwankt. Dieser füllt Sebastian Caine mit Leben und thematisiert in sich stetig steigernden, latenten Gotteskomplexen, die auch deswegen so effektiv funktionieren, weil sie die uns immanenten Sehnsüchte und Perversionen zutage treten lassen, vor allem die Funktion des Zuschauers als Voyeur. „Hollow Man“ nimmt sich dafür die nötige Zeit und lässt die Konfliktparteien ziemlich exakt eine Stunde lang bewusst im Unklaren. Inwiefern die exploitationhafte Inszenierung des weiblichen Körpers nun aber ein bewusstes Spiel mit den Voyeurismen der Geschichte provoziert, bleibt mir jedoch verschlossen. Dazu genießt die schwerelose, hervorragende Kameraarbeit viel zu sehr die Rundungen seiner weiblichen Darsteller und macht diese gezielt konsumier- und genießbar. Vielleicht ist das ja die Falle - oder lediglich die Schwäche eines alternden Pulp-Regisseurs, die sich in nackten Brüsten Bahnen bricht. Der zweite Abschnitt funktioniert dann nach bewährtem Slasher-Schema und offeriert kreative Blutwurst-Gerichte. Und im cleveren Finale, in dem Verhoeven variatenreich das Unsichtbaren-Motiv des Filmes ästhetisch aufgreift und gleichzeitig den Plot vorantreibt, bewegt man sich ohnehin schon wieder in einem anderen Film. Und auch dort will sich die Vorschuss-Häme nicht bestätigt sehen. „Hollow Man“ rockt also doch. 

6/10 

3 Kommentare:

  1. Ja einer der wenigen Verhoeven wenn nicht sogar der einzige, den ich nicht so mag. Wobei da natürlich viel Wahres drinsteckt in dem, was du schreibst.

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    1. Vielleicht nochmal schauen? Ich hatte ihn das letzte Mal als Kind gesehen und war überrascht wie spannend der auch in seinem Subtext ist.

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  2. Ich hatte ihn erst vor einem Jahr etwa gesehen, um Zuge einer Retrospektive von Verhoeven US-Oeuvre. Über Durchschnitt kam er da bei mir nicht raus.

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